Pädagogisches
Konzept
der Kindergartenwaldgruppe
„Waldentdecker“
Inhalt:
Vorwort
1. Organisation der Kindergartenwaldgruppe
2. Pädagogisches Personal
3. Aufgaben des pädagogischen Personals
4. Tagesablauf
5. Kleidung
6. Regeln
7. Pädagogische Chancen unserer Kindergartenwaldgruppe
8. Schulvorbereitung
9. Zusammenarbeit mit den Eltern
Vorwort
„Komm in den Wald, dann spürst Du bald den Herzschlag des Lebens,
die Vielfalt, die Stille, darin Dein Körper, Deine Sinne, Dein Wille.
Komm in den Wald, dann lernst Du bald, Dir selbst zu vertrauen,
auf Deine Fähigkeiten zu bauen, verantwortlich zu leben, zu nehmen und zu geben.
Komm in den Wald, dann spielen wir bald, wir singen und lachen,
wir werkeln mit vielen natürlichen Sachen fantasievoll und frei –
sei auch mit dabei!
Komm mit in den Wald, dann kannst Du bald gesunde Wurzeln schlagen,
die Dein Leben tragen.“Ingried Höhn
„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“
Auf vielfachen Wunsch und langjähriger Vision, dem ständig wachsenden Bedürfnis unserer Kinder nach vielfältigen Erfahrungsmöglichkeiten sowie Bewegungs-(frei)räumen und unserem pädagogischen Wissen um die positiven Effekte des Aufenthalts in der Natur für die Entwicklung der Kinder gründen wir eine Kindergartenwaldgruppe. Mit Kindern in der Natur zu sein und sie mit allen Sinnen ganzheitlich als Schöpfung Gottes zu erleben ist uns (als am Waldesrand liegende Einrichtung) ein Herzensanliegen. Wir sind überzeugt, dass dies der beste und ganzheitlichste natürliche Lernort für Kinder ist. Aus diesem Grund und unserer positiven Erfahrungen möchten wir den Kindern in ihrer Kindergartenzeit diese wertvolle Naturerfahrung noch intensiver als bisher im Rahmen des Besuchs unserer Waldkindergartengruppe ermöglichen. Die „Waldentdecker“ halten sich deshalb zu jeder Jahreszeit mit angemessener Kleidung im oder am Wald, auf einer Wiese, an kleinen Gewässern oder anderen interessanten Gebieten auf. Die Natur wird zum “Gruppenraum” und natürlichem Lernort der Kinder.
Die „Waldentdecker“-Gruppe zählt wie alle anderen Kindergruppen der Einrichtung zum Christlichen Kindergarten Entdeckerland e.V.
Das nachfolgende Pädagogische Konzept versteht sich als Ergänzung zum Pädagogischen Konzept der Kindertagesstätte „Christlicher Kindergarten Entdeckerland“, das Gesamtkonzept der Einrichtung wird mitgetragen und umgesetzt. Durch das Waldentdecker-Konzept wird unser Kita-Angebot erweitert, es sind deshalb nur die vom Kindergarten abweichenden oder zusätzlichen Sachverhalte dargestellt.
Es ist uns wichtig, in unserer Waldgruppenkonzeption die Besonderheiten aufzuzeigen.
Unsere Waldentdecker:
- „leben“ in der Natur, sie erfahren bewusst mit allen Sinnen den Wechsel der Jahreszeiten und die unterschiedlichen Wetterbedingungen
- erleben eine starke Gruppenverbundenheit, denn nur, wenn man sich gegenseitig hilft, kann man das Ziel erreichen
- erfahren eine große Freiheit durch den Spielort Wald und den uneingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten, denn sie sind nicht an Räumlichkeiten gebunden
- haben die Möglichkeit, sich in den Spielbereichen räumlich zurückzuziehen und doch mit der Gruppe Kontakt zu halten
- erleben intensiv die Vielfalt der Natur, sie erleben Waldgeräusche und die Stille
- entwickeln sich im Freien ohne Reizüberflutung und Lärm stressfrei
Kinder brauchen für ihre Entwicklung nicht nur stabile Bindungen zu liebevollen Menschen, sondern auch eine Beziehung zur Natur und deren Elementen wie Erde, Wasser, Feuer, Luft sowie Tiere, Pflanzen, Steine, Wiesen und Wäldern.
Kinder eignen sich die Welt an, indem sie sich aktiv mit ihrer sozialen und räumlichen Umwelt auseinander setzen. Sie erfahren und entdecken ihre natürliche Umwelt zunächst mit allen Sinnen. Sie sehen, riechen, spüren, tasten, schmecken und hören. Die Verknüpfung dieser Reize und deren Interpretation sind wichtige Schritte in der Persönlichkeitsentwicklung. In der Natur können viele wichtige Erziehungsziele vermittelt werden, ohne dass sie künstlich gefördert werden müssen, da eine Umgebung mit Pflanzen, Tieren und Elementen vielfältige Möglichkeiten bietet und damit ein Erfahrungs- und Lernfeld ist.
In der Natur erleben und lernen die Kinder im Jahreskreislauf wichtige Vorgänge des Lebens wie Wachstum, Veränderung, Vergänglichkeit und Kontinuität zu verstehen. Sie erleben die Natur als ein lebendiges und schützenswertes Gut.
Die Kindergartenwaldgruppe hält sich bei geeigneten Witterungsbedingungen vorwiegend in der Natur auf. Der Naturraum ist der Freiraum für die Kinder, in dem sie ungestört spielen – sowohl mit anderen, als auch alleine. Die eigenen Grenzen werden erfahren und Regeln werden aufgestellt. Die Kinder üben den rücksichtsvollen Umgang miteinander. Das Toben und Klettern ist etwas Alltägliches, genauso wie das Beobachten der kleinen und großen Tiere und das Sammeln von Ästen, Zapfen, Moosen und Steinen. Hütten werden gebaut. Die Naturelemente werden erlebt und Naturphänomene wahrgenommen. Unentwegt sind die Kinder in Bewegung, sie erleben, gestalten, beobachten, entdecken, erforschen, vergleichen und berichten.
1. Organisation der Kindergartenwaldgruppe
Gruppenstruktur und Aufnahme:
In der „Waldentdecker“-Gruppe werden Kinder in der Regel vom dritten Lebensjahr bis zum Schuleintritt aufgenommen. Die Gruppe ist altersgemischt und umfasst 17 Kinder im Alter von ca. 3-6 Jahren. Die Aufnahme erfolgt auf Antrag der Erziehungsberechtigten, soweit ein freier Platz vorhanden ist.
Öffnungszeiten: montags bis freitags
6.30 – 8.30 Uhr Ankommen im Kindergarten
8.30 – ca. 14:15 Uhr Kernzeit im Wald und in der Natur
14:30 – 16:30 Uhr Vesper und Spielzeit im Entdeckerland
Freitags zum großen Morgenkreis und zu besonderen Anlässen sind wir im Entdeckerland
Schließzeiten: 4. + 5. Sommerferienwoche
Brückentag nach Himmelfahrt plus beweglicher Klausurtag
zwischen Weihnachten und Neujahr
Ausrüstung für den Waldkindergarten:
- wetterangepasste Kleidung (siehe auch unter 5.)
- Rucksack (inkl. Trinkflasche, Wechselkleidung, Plastiktüte, ggf. Badeschuhe)
- ein dünner (Sommer-)Schlafsack, den die Kinder selbst tragen können
allgemein:
Im mitgeführten Bollerwagen befinden sich neben wichtigen Utensilien für die pädagogische Arbeit (wie z.B. Lupen, Schnitzmesser, Sägen, Seile, Kamera, Bestimmungsbücher, Mikroskope usw. je nach Bedarf) mehrere Planen, ein Spaten, eine Erste-Hilfe-Ausrüstung, frisches Waschwasser im Kanister, Bioseife, frisches Obst, Trinkwasser und warmer Tee. Bei schönem Wetter und angenehmen Temperaturen dürfen die Schlafsäcke für die Mittagsruhe im Freien nicht fehlen. Ein mobiles Telefon garantiert die Erreichbarkeit in Notfällen und besonderen Situationen.
Schutzunterkunft:
Als Schutzraum steht derzeit unser Kindergarten (vorrangig der Mehrzweckraum und Pavillon) zur Verfügung, später bietet ein speziell angefertigter Waldwagen Schutz-, Spiel- und Schlafraum bei unvorhersehbaren bzw. extrem schlechten Witterungsbedingungen. Dieser Waldwagen ist aber auch Mehrzweckraum, Garderobe, Schatzkiste…
Elternbeitrag:
Der monatliche Elternbeitrag entspricht dem Christlichen Kindergarten Entdeckerland und wird von der Gemeinde Leubsdorf festgelegt.
Versicherung:
Der Versicherungsschutz der Kinder ist über die Kita Entdeckerland gewährleistet (Unfallkasse Sachsen)
2. Pädagogisches Personal
Die Kindergartenwaldgruppe wird von zwei pädagogischen Fachkräften betreut und nach Möglichkeit durch PraktikantInnen, Helfer und Eltern unterstützt. Angedacht ist die Weiterqualifikation zum Natur-/Waldpädagoge.
Mindestens eine pädagogische Fachkraft ist im Besitz der heilpädagogischen Zusatzqualifikation, um integrative Betreuung zu ermöglichen.
3. Aufgaben des pädagogischen Personals
- pädagogische Leitung der Gruppe
- Planung, Vorbereitung, Durchführung und Reflexion der Gruppenarbeit
- Beobachtung und Dokumentation des Entwicklungsstandes der Kinder
- Zusammenarbeit mit den Eltern
- Praktikantenbetreuung
- Zusammenarbeit mit dem Hauskindergarten und mit anderen Einrichtungen
- Fort- und Weiterbildung in Kooperation mit dem Träger
Wie für alle Kindertageseinrichtungen gilt auch für die Kindergartenwaldgruppe der im Kinder- und Jugendhilfegesetz verankerte Betreuungs-, Bildungs- und Erziehungsauftrag.
Der „Waldkindergarten“ – ein Kindergarten ohne Türen und Wände bietet ideale Voraussetzungen diesem Auftrag Rechnung zu tragen. Die Pädagogen müssen sich mit dem Konzept identifizieren. Sie arbeiten besonders verantwortungsbewusst, haben ein hohes pädagogisches Fachwissen, können situationsgerecht reagieren und verfügen über die Fähigkeit zur guten Beobachtung und Reflexion. Weiterhin ist die Artenkenntnis von Pflanzen und Tieren notwendig.
Die Absolvierung des Ersthelferlehrgangs sowie dessen regelmäßige Auffrischung ist eine Voraussetzung zur Arbeit in der Kindergartenwaldgruppe.
Die beiden Pädagogen arbeiten im Team und lernen mit- und voneinander. Die pädagogische Arbeit wird dokumentiert.
4. Tagesablauf
Überblick:
Bis 8:00 Uhr | Ankommen und Frühstück im Entdeckerland |
ab 8.00 Uhr | Empfang aller Waldentdecker draußen |
8:30 Uhr | Start in den Wald |
Anschließend Morgenkreis und Obstfrühstück | |
9:00 Uhr | individuelle Zeit zum Entdecken im Wald, Freie Spielzeit, Projekte |
Ca. 11.00 Uhr | Mittagessenvorbereitung (das Essen wird geholt bzw. gebracht, je nach Ort) |
11.30 Uhr | Mittagessen (bei ungemütlichem Wetter im Pavillon, später Waldwagen) |
12.30 Uhr | Mittagsruhe (bei ungemütlichem Wetter im Mehrzweckraum, später Waldwagen) |
ca. 14:15 Uhr | Ankunft im Entdeckerland |
14:30 Uhr | Vesper im Entdeckerland |
Bis 16.30 Uhr | verbringen die Waldentdecker gemeinsam mit den anderen Kindern im Entdeckerland |
Detaillierte Beschreibung des Tagesablaufs:
Bis um acht sind wir mit allen anderen Kindern im Entdeckerland. Anschließend startet die Waldentdeckergruppe mit den Vorbereitungen für ihren ganz individuellen Tag. Halb neun, nach Ankunft aller Kinder, laufen wir mit unserem Bollerwagen, gepackt mit wichtigen Waldutensilien los in den Wald. Wir überlegen uns zuvor bzw. schon am Vortag, wohin wir gehen wollen. Es gibt so viele schöne Plätze im Wald, Bekannte oder auch mal ganz neue Stellen. Am Ziel angekommen, richten wir uns ein und treffen uns zum Morgenkreis. Wir begrüßen uns, besprechen aktuelle Ereignisse oder hören eine biblische Geschichte, singen gemeinsam und wünschen uns einen schönen, entdeckungsreichen Tag. Anschließend stärken wir uns mit der mitgebrachten Obstpause. Zum Händewaschen nutzen wir unser mitgebrauchtes Frischwasser aus dem Kanister. Danach geht’s auf individuelle Entdeckungsreise. Wir balancieren z.B. über Baumstämme, hüpfen über Gräben, betrachten kleine Tiere in der Lupendose, sammeln Stöcke, Steine und andere Kostbarkeiten, singen Lieder, streicheln Bäume, sammeln Müll auf, begraben tote Mäuse und bestaunen die Vielfalt der Natur. Es gibt immer viel zu entdecken, zu erforschen und zu experimentieren. Wer auf Toilette muss, macht das hinter, neben oder an einen selbst gewählten Baum. Für das große Geschäft wird mit einer kleinen Schaufel ein Loch gegraben und hinterher wieder sorgfältig mit Erde zugedeckt. Je nachdem, wohin unsere Reise ging, holen einige Kinder das Mittagessen ab oder es wird uns geliefert. Es gibt eine warme, schmackhafte und vollwertige Mittagsmahlzeit bei angenehmer Atmosphäre (Tischlied/Gebet/Dekoration/Tischgespräche). Bei ungünstigem Wetter kommen wir zum Kindergarten zurück und essen im Pavillon bzw. drinnen. Später werden wir in oder vor unserem Waldwagen essen.
Nach dem Essen und der Körperhygiene beginnen wir mit der Vorbereitung für unsere Mittagsruhe. Wir bereiten unser Schlaflager vor, kuscheln uns in unsere Schlafsäcke. Nach Vorlesen, Erzählen/ Geschichten hören, Schlaflied und persönlichem Segen (feste Rituale) haben die Kinder jetzt je nach Alter und Bedürfnis die Möglichkeit zum Ruhen oder Schlafen. Die Kinder lauschen den Klängen und Geräuschen des Waldes und schlafen unter Baumwipfeln ein bzw. genießen die Ruhe des Waldes. Wenn das Wetter unbeständig ist, halten wir die Mittagsruhe im Mehrzweckraum des Entdeckerlandes und später im Waldwagen. Spätestens gegen 14 Uhr machen sich alle Waldentdecker auf den Rückweg zum Kindergarten und verbringen den Nachmittag zusammen mit allen anderen Kindern im Entdeckerland.
5. Kleidung
Weil die Kinder in aller Regel draußen sind, ist ihre Kleidung ein wichtiger Ausrüstungsbestandteil, denn nur wer richtig angezogen ist, wird draußen Spaß haben und sich wohlfühlen.
Die Kleidung sollte robust, zweckmäßig und der Jahreszeit angepasst sein. Es gilt die Devise: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“
Unter anderem werden benötigt:
- Regenhose + Regenjacke
- Schneeanzug, möglichst als Zweiteiler, z.B. ist dadurch der Toilettengang für die Kinder leichter zu bewerkstelligen
- festes, gutes Schuhwerk – bei entsprechender Witterung wasserfest
- im Sommer helle, dünne, möglichst langärmelige Kleidung und Kopfbedeckung (Sonnen- und Zeckenschutz)
- im Winter wird nach dem Zwiebelsystem angezogen – viele dünne Schichten übereinander, das schützt vor Kälte und ist zudem ideal bei Temperaturschwankungen, damit die Kinder bei Bedarf Kleidung aus- oder wieder anziehen können, dadurch wird ein Frieren, aber auch ein Schwitzen verhindert
- mmer ausreichend geeignete Wechselkleidung
6. Regeln
Die Kinder genießen in der Kindergartenwaldgruppe sehr viele Freiräume. Dennoch gibt es Regeln, die unbedingt eingehalten werden müssen. Diese dienen in erster Linie dem Unfall- und Gesundheitsschutz. Die aufgestellten Regeln sind „natürliche Regeln“, es sind Regeln die für die Kinder unmittelbar einsichtig und begreiflich sind. Die Aufstellung der Regeln wird von den pädagogischen Fachkräften genau erklärt, um bei den Kindern die notwendige Einsicht und Einhaltung zu fördern.
Allgemeine Regeln
Sicherheit
Die Kinder bleiben in Hör- bzw. Sichtweite einer aufsichtsführenden Person.
Die Kinder antworten, wenn sie gerufen werden.
Beim Ertönen des Erziehersignals sofort zum Treffpunkt begeben.
Möchte das Kind die Grenzen des Waldplatzes überschreiten, so wird dieses mit der pädagogischen Fachkraft abgeklärt.
An bestimmten Haltepunkten warten, bis alle diesen Ort erreicht haben.
Im Winter sprechen die Kinder vor dem Ablegen eines Kleidungsstückes mit der Erzieherin.
Niemand rennt mit Stöcken herum.
Vorsichtiger Umgang mit Stöcken und Steinen.
Geschnitzt und gesägt wird unter Aufsicht.
Auf feuchten Baumstämmen nicht balancieren.
Nicht auf Holzpolder klettern, da Wegrollgefahr besteht.
Gesundheit
Wasser aus stehenden und fließenden Gewässern wird nicht getrunken.
Das Essgeschirr wird nicht zum Wasserholen benutzt.
Nicht ohne Erlaubnis Blätter, Pflanzenteile oder Früchte probieren.
Die „Waldtoilette“ wird außerhalb des Spielbereichs verrichtet.
Vor dem Essen Hände mit Wasser und abbaubarer Seife waschen.
Kranke oder verletzte Tiere sowie Kadaver dürfen nicht angefasst werden.
Umweltbewusstsein
Wir lassen keinen Unrat im Wald zurück.
Unrat, den wir finden, entfernen wir gemeinsam aus dem Wald.
Tiere möglichst in ihrem Lebensumfeld belassen.
Ein waches Auge für Tierbauten haben und sie unverändert stehen lassen.
Zur Beobachtung aufgenommene Tiere möglichst bald wieder am Aufnahmeort freilassen.
Gläser mit Tieren nicht der Sonne aussetzen.
Nichts abreißen oder mutwillig zerstören (Ausnahme bei angeleiteten Angeboten)
7. Pädagogische Chancen unserer Kindergartenwaldgruppe
Jeden Tag wird in besonderem Maße die Selbständigkeit gefördert:
Die Kinder
- spielen in keinem umzäunten Gelände
- erledigen selbständig kleinere Aufgaben (Groß hilft Klein)
- lernen sich selbständig zu orientieren
- lernen Bedürfnisse und Eindrücke selbstbewusst zu äußern
- dürfen im Wald Forscher, Lehrer, Entdecker und Erfinder sein
- sind Konstrukteure ihrer selbst und werden als individuelle Persönlichkeiten ernstgenommen.
Wir sehen und erfahren den Wald als idealen Ort für die Umsetzung unseres Bildungsauftrages nach dem Sächsischen Bildungsplan, an dem alle Bildungsbereiche jeden Tag aufs Neue mit Freude und ganz individuellen Ideen der Kinder praktisch umgesetzt werden.
Hier ein beispielhafter Überblick über das Lernen in den verschiedenen Bildungsbereichen:
Somatische Bildung (umfasst Körper, Bewegung, Gesundheit) Täglicher Aufenthalt im Wald bei (fast) jedem Wetter stärkt das Immunsystem und die physische Gesundheit; angemessener Wechsel von Ruhe & Aktivität fördert die Ausgeglichenheit der Kinder; natürlicher Bewegungsdrang kann ausgelebt werden; die Grob- und Feinmotorik ist durch vorgegebene Unebenheit des Untergrundes ständig gefordert; die unterschiedlichen Bewegungsmöglichkeiten im Wald (klettern, hüpfen, balancieren, springen, kriechen …) reizen zur Auseinandersetzung mit den körperlichen Fähigkeiten und ermutigen, diese zu erweitern.
Soziale Bildung (umfasst soziales Lernen, Differenzerfahrungen, Demokratie) Kinder lernen in altersgemischten Gruppen von- & miteinander ohne Reizüberflutung und Spielzeugneid; sie müssen sich besonders aufeinander verlassen können; soziale Beziehungen umschließen auch Regeln & Verbote, deren Notwendigkeit können Kinder eher begreifen, weil sie ihren Sinn erkennen und nachvollziehen; die Waldgruppe ist stark gruppenorientiert, lässt aber auch individuellen Gefühlen und Bedürfnissen Raum und Zeit; das gemeinsame Tragen eines Astes oder die gegenseitige Hilfe beim Erklimmen eines Hügels stärkt das gegenseitige Vertrauen und die Kommunikation untereinander.
Kommunikative Bildung (umfasst nonverbale Kommunikation, Sprache, Schriftlichkeit, Medien)
Rollenspiele finden in natürlicher Umgebung verstärkt statt; Malen und Schreiben auf Waldboden; da kein vorgefertigtes Spielzeug vorhanden ist, begünstigte Kommunikation, Absprachen untereinander wichtig.
Ästhetische Bildung (umfasst Sinneserfahrungen, ästhetische Erfahrung, Gestalten, Kreativität)
Der Wald stellt viel Raum, Material und Sinneseindrücke bereit; die Kinder werden zu eigenen gestalterischen Aktivitäten und zu phantasievollem Spielen herausgefordert; Umgang mit verschiedenen Materialien (Äste, Blätter, Rinde, Zweige, Blüten, usw.), Einstellen auf die Besonderheiten des Materials, Gebrauch der Fantasie z.B. Rollenspiele, bei denen ein umgestürzter Baum als Schiff, Pferd oder Wippe genutzt wird, genauso gut aber auch zum Kaufmannsladen oder Elefantengehege umfunktioniert werden kann, kreative Herstellung von „Spielzeug“; der Wald bietet den Kindern unbegrenzte Spielmöglichkeiten; durch natürliche Umwelt Anspruch aller Sinne: Schulung des Gehörs- Vielfalt der Stille, der leisen und lauten Geräusche des Waldes z.B. Vogelstimmen, Windgeräusche; Betrachten & Sehen von Farben, Struktur, Aufbau, z.B. von Blättern, Rinde, Pflanzen; Riechen, Schmecken, Körpersinn & Gleichgewicht;; Ertasten, Erschnuppern, Sehen… von vielen belebten und auch unbelebten Materialien, gezielte Spiele und Aktivitäten unterstützen die Wahrnehmungsfähigkeit und deren kognitive Umsetzung.
Naturwissenschaftliche Bildung (umfasst Natur, Ökologie, Technik) Kinder entwickeln sehr gutes Umweltbewusstsein; Erkennen von Zusammenhängen in der Natur; große Wissensaneignung, Erforschen und Experimentieren, dem Erkundungsdrang und der Neugier der Kinder Raum geben, Sensibilisierung , Achtung von Regeln, Fähigkeiten erlernen, Materialien zu bearbeiten z.B. Schnitzen, Sägen.
Mathematische Bildung (umfasst Zahlenverständnis, Messen, Wiegen, Vergleichen) Mengen & Gewichte lassen sich praktisch vergleichen; Ordnen und Sortieren von Waldmaterial (Zapfen, Blätter usw. nach Größe, Höhe etc.), Grundbegriffe der Geometrie z.B. kleine Astgabel wird als Zirkel benutzt, Kennenlernen und Entdecken verschiedener Formen; Ablesen der Temperatur.
Religiöse Grunderfahrungen und Werteentwicklung (umfasst Religiöse Bildung, Orientierungskompetenz, Kulturelle Kompetenz, Handlungskompetenz).
Erleben der Natur und allen Lebens als Gottes wunderbare Schöpfung, Kennenlernen des christl. Jahreskreises, biblischer Geschichten und Lieder, Antwortsuche auf existenzielle Fragen der Kinder.
8. Schulvorbereitung
Wir sind überzeugt, dass die Schulvorbereitung schon am ersten Lebenstag beginnt und somit ein Entwicklungsprozess ist, der sich über die gesamte Kindergartenzeit zieht. Wir möchten der Ort sein, an dem die Kinder das „Lernen lernen“, d.h. Schritt für Schritt alle Fähigkeiten entwickeln, die ihnen das Lernen in und den Spaß an der Schule ermöglichen. Man bezeichnet dies auch als „Schulreife“. Dazu zählen u.a. altersentsprechende:
Konzentrationsfähigkeit
Entwicklung der Grob- und Feinmotorik
Selbstständigkeit
Kontaktfähigkeit, sozial-emotionale Entwicklung
Sprachentwicklung
Im Waldkindergarten können alle Fähigkeiten spielerisch erworben werden.
Zudem finden gesonderte Vorschulprojekte gemeinsam mit allen Entdeckerlandvorschülern statt, jeweils bis zu zweimal in der Woche an einem Vormittag bzw. auch ganztags (geplant Mi und Do), wollen wir auf die besonderen Interessen und Fähigkeiten dieser Altersgruppe eingehen und ihre Entwicklung fördern. Gemeinsam mit den Kindern werden Wünsche, Ideen und Themen gesammelt, daraus entwickeln sich Projekte. Der Weg ist dabei das Ziel und wir sind immer wieder überwältigt und gespannt, wie sich die Ideen im Laufe der Projekte entwickeln, die Kinder auf Lernentdeckungstour gehen und welch` großartige Projektergebnisse gemeinsam geschafft wurden. Jedes Projekt wird von einem „Experten“ (aus unserem Team oder extern) begleitet, sodass die Kinder mit Freude und größtmöglicher Motivation ihr Projekt umsetzen können. Jedes Projekt endet mit einem Höhepunkt.
Beispiele bisheriger Projekte:
Pferdeprojekt (Wissensvermittlung rund um das Thema Pferde, Bücher, Reituntensilien, Steckenpferd herstellen, Ausflug zum Reiterhof)
Bachprojekt (Entdecken und Erkunden rund um das Element Wasser, Wasserrad bauen etc.)
Zahlenland (Spielerische ganzheitliche Entdeckungsreise in die Welt der Zahlen und der Mathematik)
Steine-Projekt (Alles rund um das Thema Ge-Steine, Vulkane, Besuch Naturkundemuseum/Terra Mineralia
fremde Kulturen kennenlernen (Bücher, Besuche vor Ort hier im Kindergarten)
Müll (am Beispiel Papier – Herstellung von Papier, Basteln mit Abfallmaterialien…)
Musicalprojekt (Einstudieren und Aufführen von Theaterszenen, Liedern, Kulissenherstellung z.B. Krippenspiel)
Sportprojekt (Fahrradtour, Staffelspiele, Wanderungen in der näheren Umgebung
Ausflüge mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Die Vorschulkinder tragen ihre Erfahrungen wieder in die Waldentdeckergruppe zurück, sodass auch alle anderen Kinder davon profitieren.
9. Zusammenarbeit mit den Eltern
Die Eltern wünschen das alternative Konzept.
Sie haben eine positive Einstellung zum Wald, Natur, Wetter und sind zur Unterstützung der Kindergartenwaldgruppe bereit.
Eine große Verantwortung tragen die Eltern bei der Auswahl der Kleidung des Kindes.
Die Eltern sind unsere Bündnispartner und helfen uns unsere pädagogischen Ziele zu verwirklichen. Eine Vertrauensbasis zwischen der Kindertagesstätte/den Pädagogen und den Eltern ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für die umfassende Förderung der Kinder.
Es finden vertrauensvolle Bedarfsgespräche sowie jährliche individuelle Entwicklungs-gespräche mit Informationen zu Entwicklungsstand, Stärken und Reserven statt.
Die Eltern bekommen Gelegenheit über anstehende Fragen und Probleme zu diskutieren und werden in Entscheidungen im Interesse ihres Kindes einbezogen.
Die Eltern werden regelmäßig durch Aushänge über den Waldalltag informiert.
Durch die Mitgliedschaft im Verein Christlicher Kindergarten Entdeckerland können die Eltern aktiv mitarbeiten, mitgestalten und an der Weiterentwicklung mitwirken.